Einfach mal selbst aufs Rad steigen

Jeder gefahrene Kilometer zählt beim Stadtradeln

Grasberg. Der dreiwöchige Wettbewerb namens Stadtradeln startet am 21. Juni und endet am 11. Juli 2021. Zum Mitmachen aufgerufen werden alle Menschen, die im Landkreis Osterholz wohnen, arbeiten, zur Schule gehen oder einem Verein angehören. Alle sieben Gemeinden im Landkreis machen mit. Die Registrierung auf der Internetseite www.stadtradeln.de/landkreis-osterholz ist bereits möglich. Auf der Seite sind die einzelnen Gemeinden hinterlegt. Alle, die sich für eine Gemeinde eintragen, radeln automatisch auch für den Landkreis Osterholz. Die gefahrenen Kilometer lassen sich online eintragen oder beim Fahren per App aufzeichnen.

Im vergangenen Jahr hatte sich der Landkreis Osterholz recht spontan für die Teilnahme am Stadtradeln entschieden. Aus diesem Grund wurde die Aktion relativ wenig beworben. Trotz des eher ungünstigen Termins im Spätsommer beteiligten sich 510 Personen, die 101.697 Kilometer sammelten. Es sei eine Super-Aktion während der Pandemie gewesen, so der Landrat. Das Ergebnis wolle man gerne steigern. „Auch in diesem Jahr wollen wir wieder gemeinsam kräftig in die Pedale treten“, erklärt Lütjen. Zum Pressegespräch radelte Landrat Lütjen von Hambergen nach Grasberg, die einfache Entfernung beträgt immerhin 23,5 Kilometer. Auch Bürgermeister Kristian Tangermann aus Lilienthal nutzte zur Anreise das Fahrrad.

Marion Schorfmann, die Bürgermeisterin von Grasberg, überlegt in ihrer Begrüßung, wen man alles motivieren und aufs Fahrrad kriegen könne. Zu Pfingsten seien ihr trotz des schlechten Wetters die vielen Fahrradfahrer aufgefallen. In den letzten zwei Jahren hätten viele Menschen das Rad für sich entdeckt. Die Teilnahme am Stadtradeln lohne sich, sowohl für Menschen, die bereits das Fahrrad lieben oder erst wieder anfangen müssten, so Schorfmann. Man wolle „mit gutem Beispiel voran gehen“. An Schorfmanns Rad sei allerdings der Schlauch kaputt, es müsse erst zur Reparatur. Toll wären mehr und bessere Radwege. Man könne einfach mal andere Verbindungen ausprobieren. „Weg von den Wegen, die man immer so hat“, lautet ihr Plädoyer.

Landrat Lütjen ist „fest davon überzeugt, dass wir das Ergebnis vom letzten Jahr toppen können“. Mit seiner klimafreundlichen Anfahrt von Hambergen nach Grasberg habe er laut seiner App dreieinhalb Kilogramm CO² eingespart. Das findet auch Stefan Schwenke, der Bürgermeister von Worpswede, gut. Er kenne den Verbesserungsbedarf des Radwegenetzes seiner Gemeinde. Bestehende Wege hätten Sanierungsbedarf, zusätzliche Strecken könne man gut gebrauchen. Defizite siehe er im fehlenden Radwegekonzept und dem Lückenschluss zwischen Waakhauser Polder und dem ehemaligen Weyermoorer Bahnhof. Um sich als Radreiseregion bewerben, müsse unter anderem die Beschilderung verbessert werden.

Kristian Tangermann, der Lilienthaler Bürgermeister, meint Naherholung habe einen neuen Stellenwert bekommen. Die Umgebung würde anders erkundet. „Es fahren mehr Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit“, so beispielsweise auf dem Jan-Reiners-Weg. Das Ziel der Aktion sieht Tangermann darin, ein neues Bewusstsein zu schaffen. Aus Bequemlichkeit ins Auto zu steigen, müsse hinterfragt werden. Es gäbe eine Alternative. Er selbst nutze das Fahrrad mehr als früher, auch da er Corona-bedingt weniger repräsentative Termine habe. 1.400 Kilometer mit einer Einsparung von 357 Kilogramm CO² seien in einem Jahr zusammengekommen.

Anregung für Fahrradtouren kann die Radwanderkarte das Landkreises Osterholz geben. Diese erhalten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitsamt einer kleinen Überraschung zwischen dem 21. Juni und 11. Juli 2011 während der Öffnungszeiten in den Rathäusern und im Kreishaus I in Osterholz-Scharmbeck. In der Stadtradeln-App können über den Punkt „RADar“ Hinweise für eine bessere Radinfrastruktur gemeldet werden. Dadurch erhalten die Gemeinden wichtige Verbesserungstipps. Bislang haben sich 74 Personen für den Wettbewerb registriert. Alle diejenigen, die im letzten Jahr beim Stadtradeln mitgemacht haben, erhalten vom Landkreis eine E-Mail zur Erinnerung. Ebenso werden alle Unternehmen, Schulen und Vereine informiert und um eine Unterstützung gebeten. Unter allen Teilnehmenden werden Fahrradpreise ausgelobt.

Kommentar von Christiane Seeger:

Ich wünsche mir, dass ein Bürgermeister nicht nur seit zwanzig Jahren um die Missstände der Radinfrastruktur in seiner Gemeinde weiß, sondern auch etwas dagegen unternimmt. Bei manchen Politikern weckt eine Aktion wie das Stadtradeln die Begeisterung am Radfahren. Bei anderen sehe ich da persönlich schwarz. Wer noch nicht einmal zum Pressetermin sein eigenes Fahrrad parat hat, wird vermutlich auch den Rest der Kampagne ignorieren. Aber da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

Info: Stadtradeln ist eine Kampagne des Klima-Bündnis, einem Netzwerk europäischer Kommunen in Partnerschaft mit indigenen Völkern. Das Klima-Bündnis will lokale Antworten auf den globalen Klimawandel entwickeln. Stadtradeln wird als weltgrößte Fahrradkampagne bezeichnet, an der 1.600 Kommunen aus fünf Nationen teilnehmen. Die Aktion wurde 2008 zum ersten Mal durchgeführt.

Landrat Bernd Lütjen, Kristian Tangermann, Stefan Schwenke und Marion Schorfmann (v. l. n. r.) vor dem Grasberger Rathaus. Foto: Christiane Seeger

Am Weltfahrradtag mit dem Rad zur Arbeit

Je nach Entfernung pendeln viele Menschen mit dem Rad zur Arbeit, Schule oder Uni. Auf dem Land sind die Entfernungen oft etwas größer. Aber bei schönem Wetter kann man durchaus mal das Praktische mit dem Sportlichen verbinden.

Von Grasberg-Mitte bis Bremen-Mitte sind es knapp 20 Kilometer. Nicht durchgehend asphaltiert, aber dafür mit weitem Blick in die Landschaft führt der Wiesendamm in Richtung Lilienthal. Einmal die Heidberger Straße überqueren und dann geht es an der Wörpe entlang. Kurz vor „Asia Modern“ ist ein kleiner Schlenker über die Brücke nötig. Nun liegt die Wörpe links vom Weg. In Höhe Mühlendeich wird auf den Jan-Reiners-Weg gewechselt. Diesem wird durch ganz Lilienthal und weiter in Borgfeld gefolgt. Traumhaft ist die Fahrt durch die Wümmewiesen! In diesem Landschaftsschutzgebiet sind z.B. Schwäne oder Reiher zu sehen. Andere Vögel kann man nur hören und überlegen, wer diese Geräusche macht.

Der Autobahnzubringer Horn-Lehe lässt sich dank Signalampel gut überqueren. Spätestens ab hier sind viele Radfahrer*innen unterwegs. Nun ein wenig in die Pedale legen, um über die Autobahnbrücke zu kommen. Der Blick von oben auf das Horner Bad zeigt leider gerade eine riesige Baustelle. Dahinter geht der Jan-Reiners-Weg in den Helmer über. Am Ende rechts abbiegen auf die Straße Am Herzogenkamp. Die Achterstraße in Höhe Millstädter Straße nach links überqueren. Jetzt geht es parallel zur Straßenbahnlinie Sechs weiter. Und immer geradeaus die H.-H.-Meier-Allee (mit seitlichem Radstreifen) und die Wachmannstraße (Fahrradstraße) entlang. Am Stern hat der Ringverkehr grundsätzlich Vorfahrt vor dem ein- und ausfahrenden Verkehr. Das betrifft sowohl Kraftfahrzeuge als auch Radfahrer. Da sich nicht alle Autofahrer daran halten, sollte man auch als Radler aufpassen. Das Fahrrad hat leider keine Knautschzone! Die Parkallee ist wieder eine Fahrradstraße. Dann geht es durch den Friedenstunnel, der Rembertistraße folgend bis in die Wallanlagen. Nun noch durch die Bischofsnadel (Achtung, absteigen!) und schon liegt der Marktplatz vor einem.

Der Jan-Reiners-Weg ist die Hauptverbindungsstrecke für alle, die mit dem Rad nach Bremen fahren. Ab Borgfeld sind deutlich mehr Radler unterwegs. Der innerstädtische Verkehr ist für Gelegenheitsfahrer erst einmal ungewohnt. Das sollte aber kein Hinderungsgrund sein. Wichtig ist es, genügend Zeit einzuplanen, um nicht hetzen zu müssen. Mit dem Rad dauert es vielleicht etwas länger, dafür hat man die Sporteinheit gleich mit erledigt. Den Feierabend kann man dann auf der Couch oder der Terrasse genießen.

#MdRzA (Mit dem Rad zur Arbeit) ist eine Mitmachaktion von AOK und ADFC. Während des Aktionszeitraumes gilt es, an mindestens 20 Tagen mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Die Strecken kann man online dokumentieren und etwas gewinnen. Man kann aber auch ohne eine Teilnahme an dieser Aktion mit dem Rad zur Arbeit fahren.

Auf der Arbeit…

Normalerweise pendle ich mit der Linie Vier nach Bremen. Wegen Corona mag ich das im Moment gerade nicht so gern. Mit dem Auto zu fahren mindert zwar die Infektionsgefahr, verursacht dafür aber anderen Stress.