Murkens Hof präsentiert die erste Nachhaltigkeitsmesse in Lilienthal

Jede:r kann etwas zum Umweltschutz beitragen!

Lilienthal. In den Räumlichkeiten von Murkens Hof haben sich viele Lilienthaler Organisationen, Vereine und Gewerbetreibende zusammengefunden und präsentieren ihre Angebote zur Nachhaltigkeit. Die Messe ist eine Kooperation des Kulturzentrums Murkens Hof mit Bibilothek und Volkshochschule sowie der Freiwilligenagentur Lilienthal. Bernd Althusmann, Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung in Niedersachsen, unterstützt seinen Parteikollegen Kristian Tangermann bei dessen Wahlkampf und schaut sich die Messe an. Vor der Zufahrt zu Murkens Hof steht eine Gruppe der Bürgerinitiative NoMoorGas, die nach eigener Auskunft zuvor schon eine dreiviertel Stunde mit Althusmann über das Ende der Erdgasförderung diskutiert hatte. Besonders im Hinblick auf das jüngste Erdbeben in Langwedel müsse man beim Ausstieg „mehr Dampf auf den Kessel“ geben, so die Aktivisten. Sie wundern sich über den Besuch des Wirtschaftsministers auf der Nachhaltigkeitsmesse.

Im Hause Althusmann lege man sehr viel Wert auf Mülltrennung, es gäbe sowohl eine Biotonne als auch einen Komposthaufen, so der Minister auf die Frage nach seinem persönlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit. In Hinweisen auf laufende Wasserhähne und brennendes Licht im Kinderzimmer sieht er die kleinen Ansätze eines klassischen Familienvaters. Seine 14-jährige Tochter habe einmal bei einer Fridays for Future-Demo mitgemacht. Obwohl sie die grundsätzlichen Ziele teilen würde, wäre sie von der Art der Argumentation nicht überzeugt worden, so Althusmann. Man führe viele politische Diskussionen am Familientisch.

Minister Althusmann informiert sich über die Nachhaltigkeitsziele Lilienthals © Christiane Seeger

Die vielen Stände verteilen sich in den Räumen von Murkens Hof. Die Tanzschule Ragdance zeigt ein Videoprojekt. Der Einzelhandel präsentiert nachhaltige Produkte wie Holzspielzeug, Kaffeebecher zum Mitnehmen, Trinkhalme aus Glas oder Transportboxen für Pausenbrote. Die Kauffrau Anke Haar meint: „Jeder kann etwas dazu beitragen, dass es unserer Umwelt besser geht.“ Gegenüber werden Geschenkartikel aus nachhaltiger Herstellung präsentiert. Man sei gerade dabei das Sortiment umzustellen und achte auf faire Herstellung, so die Auskunft. Brillenetuis und Taschen aus Holz werden gezeigt, ebenso Teelichter aus recyceltem Glas und Lederwaren aus Restleder. Glückwunschkarten aus recyceltem Karton ohne die übliche Plastikhülle sind ebenfalls erhältlich.

Seit April diesen Jahres gibt es in Lilienthal einen Unverpacktladen. Bei diesem Lebensmittelhandel bringen die Käufer die Behältnisse für ihren Einkauf von Zuhause mit. Andere Artikel sind bereits in Pfandgläsern abgefüllt. Am Stand sind wiederverwendbare Kaffeefilter oder Bienenwachstücher erhältlich.

Ein Produzent von Reinigungsmitteln hat sein Sortiment schon seit einigen Jahren umgestellt. Viele Produkte tragen das NCP-Siegel (Nature Care Products). Das Siegel ist laut der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik für alle Non-Food-Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Wasch- und Reinigungsmittel, die aus natürlichen Inhaltstoffen bestehen und die Umwelt nicht unnötig belasten, konzipiert. Die Flaschen der Produkte bestehen zu einhundert Prozent aus recycelten Plastikflaschen, heißt es.

Sharing is caring

Dinge auszuleihen ist grundsätzlich nachhaltiger als der Kauf, so auch in der Bibliothek. Mit Büchern zum Bereich Nachhaltigkeit sei man sehr gut ausgestattet, sagt die Bibliothekarin Karin Hölscher. Falls ein bestimmtes Buch nicht im Bestand sein sollte, könnten auch gerne Wünsche geäußert werden. Hölscher hat einen Erlebnispfad zum Thema Natur und Nachhaltigkeit für Kinder konzipiert. Mit einem Laufzettel können verschiedene, zum Teil interaktive Stationen aufgesucht und die Fragen beantwortet werden. Unter den Teilnehmern werden nachhaltige Preise verlost. Die Teilnahme ist noch bis zum 8. Oktober während der Öffnungszeiten der Bibliothek möglich.

Auf Fotos des Heimatvereins wird die Lilienthaler Mobilität um 1900 gezeigt. Dazu gibt es noch einen Büchertisch zum Thema Radfahren mit Karten und Tourenvorschlägen.

Die Bandbreite nachhaltigen Handelns ist groß: Der Rentner Armin Bielski baut die blau-gelben Sitzbänke, die an vielen Stellen in Lilienthal stehen. Sie bestehen aus dem Holz alter Kirchenbänke, welches so wiederverwendet wird. Der Abfall-Service Osterholz weist auf eine App hin, die den Nutzer an die Abfuhrtermine erinnert. Eine Suchfunktion nach Containerstandorten und ein Abfall-ABC ergänzen das Angebot.

Der Naturschutzbund (NABU) Lilienthal bietet Nisthilfen für Schwalben, verschiedene Nistkästen, auch als Bausatz und Futterspender an. Am Stand können alte Handys zum Recycling abgegeben werden, ein Angebot, welches gerne genutzt wird. Der NABU betreut eine Streuobstwiese in der Nähe des Friedhofs Klosterweide. Diese wurde als Kompensationsmaßnahme für den Straßenbahnbau angelegt. Am 25. September von 14 bis 16 Uhr sind alle Interessierten eingeladen, Äpfel, Pflaumen und Co. zu ernten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Helfer der Tafel zeigen an ihrem Stand, was mit Lebensmitteln passiert, die bei der Ausgabe übrig geblieben sind. Weitere Tafeln, die Bremer Suppenengel, „Obdachlose on Tour“, ein Gnadenhof, der Zirkus Eldorado oder auch das Foodsharing sind dankbare Abnehmer. Dr. Inga von Ahsen, die Vorsitzende der Tafel, sieht dabei ausdrücklich das Foodsharing nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung an.

von links nach rechts: Martina Sackmann, Axel Miesner, Kristian Tangermann, Martina Michelsen und Bernd Althusmann
© Christiane Seeger

Ein Weihnachtsspaziergang der anderen Art – Christmas Plogging an der Wörpe

Warum läuft jemand mit Gummihandschuhen und Mülltüte am zweiten Weihnachtsfeiertag durch die Gegend? Das möchte ich gerne beantworten:

Die Wortschöpfung Plogging bedeutet Müll beim Joggen einzusammeln. Bewegung an der frischen Luft in Verbindung mit einem Beitrag zum Umweltschutz. Ich habe davon schon bei anderen Bloggern gelesen und wollte das gerne ausprobieren. Also Gummihandschuhe an, Müllsack geschnappt und auf zum Weihnachtsspaziergang an die Wörpe.

Am Start im Bereich der Brücke Speckmannstraße lag sehr viel Müll herum, besonders Zigarettenkippen. Das Ufer ist steiler, als es auf den ersten Blick aussieht. Also aufpassen, dass man nicht ins Wasser rutscht!

Dann weiter in den Wörpepark. Ich mag dieses Wäldchen sehr gerne, ob zum joggen oder einfach nur um spazieren zu gehen und ein wenig auf einer der Bänke zu sitzen. Warum die direkt daneben angebrachten Mülleimer nicht von allen genutzt werden, ist mir ein Rätsel. Am Ufer habe ich eine große Styroporkiste gefunden, ob solche auch vom örtlichen Pizzaservice genutzt werden, weiß ich allerdings nicht.

Gartenabfälle im Wald entsorgt

Am Ende des Parks, am Wendeplatz der Karl-Lilienthal-Straße, waren im Gebüsch zwei wilde Komposthaufen zu sehen. Diese Gartenabfälle verrotten zwar nach einiger Zeit, gehören trotzdem aber nicht einfach in die Landschaft gekippt! Es handelt sich nicht um die gleiche Flora, die in den hiesigen Wäldern vertreten ist. Fremde Pflanzenarten werden ausgebracht und verdrängen die Waldpflanzen. Für die Tierwelt sind die Pflanzen oft ebenfalls nicht als Nahrungsquelle geeignet. Durch den Kompost wird der Nährstoffhaushalt des Waldbodens verändert, was wiederum den dort ursprünglich wachsenden Pflanzen nicht gut tut. Jeder, der einen eigenen Garten hat, sollte dort doch genügend Platz für einen Komposthaufen haben! Wer nicht kompostieren möchte, kann sich eine Biotonne bestellen. Warum jemand Gartenabfälle in die Natur kippt, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Als ich davon ein Foto machen wollte, fand ich auch noch einen versteckten Plastikmüllsack.

Foto: Müllsack und Gartenabfälle

Die Ausbeute nach ca. einer Stunde sammeln: drei Säcke voller Müll, drei (!) leere Schnapsflaschen, zwei Bierflaschen und eine Styroporkiste. Gegenzurechnen sind 0,08 EUR Flaschenpfand.

Fazit: Für jeden einzelnen ist das nur ein kleiner Teil zum Umweltschutz. Nicht auszudenken wäre, was passiert, wenn ALLE mitmachen. Mein Tipp: einfach mal ausprobieren.

Kleines Update: Die TSG Wörpedorf Grasberg Eickedorf veranstaltet einen „Grasberg räumt auf“- Aktionstag am 28.03.2020, Start um 10 Uhr am Rathaus