Ethik für den Alltagsgebrauch

Im ländlichen Raum interessieren sich Menschen nicht nur für plattdeutsche Schwänke, sondern auch für schwierige Themen wie Philosophie oder Ethik. Den Beweis dafür gibt es bei der Veranstaltung in Tarmstedt: Der erimetierte Bischof und Ratvorsitzender der EKD, Prof. Dr. Dr. Wolfgang Huber (77), ist der Einladung gefolgt und etwa 200 Gäste ebenfalls. Veranstalter sind Thomas Werner, der Leiter eines offenen Gesprächskreises, die örtlichen Kirchengemeinden und die KGS Tarmstedt.

In der Ethik gibt es nicht immer die eine Antwort, dass wird schon zu Beginn schnell klar. Soll man lieber etwas bewahren oder Veränderungen suchen? Für beide Standpunkte gibt es gute Begründungen. Im Vortrag geht es um das Übernehmen von Verantwortung, der Herausforderung ein Weltbürger zu sein und Nachhaltigkeit.

Ein Thema ist beispielsweise „Informationszeitalter – Beherrschen uns die Medien?“. Von Zeitungen fühlt sich Huber nicht beherrscht. Aber angesichts der Macht der großen Internetunternehmen zeigt er sich ziemlich besorgt. „Du bist nicht der Kunde der Internetkonzerne, Du bist ihr Produkt!“ Das Wirken des Internets verabschiedet sich von den Regeln der sozialen Marktwirtschaft und alle machen freudig mit. Wir nutzen alle eine Dienstleistung, für die wir nicht bezahlen. Wir zahlen auf eine andere Weise: mit unseren privaten Daten. Die Unterscheidung zwischen dem öffentlichen und privaten Raum wird eingeebnet. Das persönliche Leben braucht einen privaten Raum. Die Kultur des Analogen sollte man weiter hochhalten, so Huber. Die Fähigkeit direkt mit anderen Menschen zu kommunizieren dürfen wir nicht verlieren. Über das Netz spinnen wir uns ein, leben in Filterblasen und verändern uns nicht.

Nach einer kurzen Pause geht es mit einem Podiumsgespräch weiter. Das Thema Nachhaltigkeit bewegt alle. „Wie bin ich ein guter Mensch?“, und „Wie lebe ich richtig?“ sind Fragen, die André Fesser von der Wümme Zeitung umtreiben. Wolfgang Huber sieht sich als leidenschaftlichen Befürworter von „Fridays for Future“. Von geschürter Panik hält er jedoch nichts, da Angst niemanden zu positiven Handeln bewegt. Es sind nach Chancen, die in der eigenen Reichweite liegen, zu schauen. Die Wechselwirkung mit anderen Themen beachten, damit nicht das eine Übel gegen ein anderes getauscht wird. Und das physische Klima darf nicht gegen das gesellschaftliche ausgespielt werden. Totalitäre Lösungsvorschläge retten nicht die Welt, findet Huber. Oftmals seien es die Kinder, die in den Familien für Veränderungen sorgen.

Tipp: Die Grundlage zum Gespräch bildet Wolfgang Hubers Buch „Ethik – Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod“ C.H. Beck Verlag, ISBN 978-3-406-65560-9, 19,95 EUR (Unbezahlte Werbung, Hinweis laut Blogger-Kodex).

Zur Person: Prof. Dr. Dr. hc Wolfgang Huber (77), ehemaliger Bischof und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Mitglied des Deutschen Ethikrats, Vorsitzender der Stiftung Garnisonskirche Potsdam, Vorsitzender Domstift Brandenburg/Havel, Vorsitzender der Stiftung Dietrich-Bonhoeffer-Lehrstuhl, diverse weitere Ehrenämter. www.wolfganghuber.info

Über andere Aspekte dieses vielseitigen Abends schreibt Johannes Heeg in der Wümme Zeitung.

Von links nach rechts: Thomas Werner (Veranstalter), Rabea Heitmann, Janne Stolze, Wolfgang Huber, Steven Lührsen, Frauke Bruns, Angela Feldhusen (verdeckt), André Fesser
Foto: Christiane Seeger

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