Im Gedicht von Heinz Erhardt kommt sie tiefgefroren aus Dänemark: die Weihnachtsgans. Doch wer mit dem Festtagsbraten lieber auf Nummer sicher gehen will, sollte regional in der Umgebung kaufen. Gleichzeitig werden dabei die hiesigen Landwirte unterstützt. Einblick in den Betrieb ist fast immer möglich, man muss nur danach fragen. Freilaufende Gänse bieten zum Beispiel Tanja und Reiner Stelljes aus Grasberg-Wörpedorf an.

Von ihrem baldigen Ende ahnen die Weihnachtsgänse noch nichts. Lauthals schnatternd wird der Besuch begrüßt. Die Tiere kennen Menschen, handzahm sind sie allerdings nicht. Foto: Christiane Seeger
Das Ehepaar hält 50 Gänse und 70 Enten, die sie im Nebenerwerb direkt an Endverbraucher vermarkten. Unter ihren Kunden befinden sich keine Gastronomiebetriebe. Dadurch spüren sie keine negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Direktvermarkter haben in diesem Jahr einen großen Vorteil“, so Reiner Stelljes. Anderen Berufskollegen, mit vielen Abnehmern der Gastronomie, geht es da schlechter, vermutet er. Bei den Eheleuten bewegen sich die Ab- und Umbestellungen der Kunden im üblichen Rahmen. Bei ihnen kaufen hauptsächlich Stammkunden. Wer jetzt allerdings noch eine Gans oder Ente bestellen möchte, ist zu spät dran. Alle Tiere sind ausgesagt. An eine Bestellung sollte man im September oder Oktober denken. Zu Ostern plant das Ehepaar frische Hähnchen anzubieten.
Besonders die erste Welle der Corona-Pandemie habe zu einem Boom bei den Direktvermarktern geführt, sagt Reiner Stelljes. Die Menschen hatten Angst, im Supermarkt vor leeren Regalen zu stehen. Sie griffen verstärkt bei den Erzeugern zu. Familie Stelljes hat ein Verkaufshäuschen an der Straße. Dort gibt es ganzjährig Eier und Kartoffeln, dazu Gemüse der Saison. Während der Sperrung der Wörpedorfer Straße ist das Häuschen auf den Parkplatz der ehemaligen Gaststätte Schnau umgezogen. Auf den Absatz hat sich das nicht ausgewirkt. Leider hat am neuen Standort der Diebstahl zugenommen, bedauert Stelljes. Nach dem Ende der Bauarbeiten kehrt das Häuschen wieder an den alten Standort zurück. Dort haben es die Besitzer mehr im Blick.
Vor gut zwanzig Jahren bekamen Tanja und Reiner Stelljes von Freunden ein Gänsepaar geschenkt. Diese brüteten vier Gänsekücken, sogenannte Gössel, aus. Die Jungtiere wurden großgezogen und anschließend im Familien- und Freundeskreis als Weihnachtsgänse aufgetischt. Das war der Start in den Geflügel-Direktvertrieb. Heutzutage bekommt das Ehepaar Stelljes seine Tiere als Eintagskücken. Die Gänse und Enten werden in Weidehaltung großgezogen. Tagsüber haben die Tiere Auslauf auf der Wiese und weiden das Gras. Nach der abendlichen Fütterung verbringen sie die Nacht im Stall. Zusätzlich zum Grünfutter erhalten die Tiere Gemüsereste, wie gekochte Kartoffeln oder Kürbis. In einer Ecke Gartenland werden extra Sonnenblumen und Zuckermais für die Gänse angebaut. Sie fressen die kompletten Pflanzen mit Stock und Stiel.
Am Tag vor Heiligabend findet das Landidyll sein Ende. Alle Tiere werden am 23. Dezember abgeholt. Sie werden im Auftrag geschlachtet und gerupft. Es werden nur ganze Tiere verkauft, keine Teilstücke. Bei der Bestellung fragen Tanja und Reiner Stelljes nach der geplanten Personenzahl beim Festschmaus. Danach werden die Tiere entsprechend verteilt. Wer mit acht Personen am Tisch sitzt, bekommt eine dickere Gans, als eine Familie mit vier Personen. Eine Gans wiegt viereinhalb bis sechs Kilo, eine Ente kommt auf zwei bis viereinhalb Kilo. Der Preis beträgt 15,50 Euro pro Kilo bei einer Gans. Eine Ente kostet 12,- Euro pro Kilo. Damit bewegen sich die Preise der Eheleute im Mittelfeld der Marktübersicht im Fachblatt „Land & Forst“. „Ein Mittelwert für alle“, sagt Reiner Stelljes. Ganz frisch und nicht etwa tiefgefroren sind die Braten, die sich die Kunden am Hof abholen. Auch bei Familie Stelljes steht zum Fest ein Braten aus der eigenen Haltung auf dem Tisch.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, Lebensmittel regional einzukaufen. Hier findet ihr eine Auflistung von Hofläden und Direktvermarktern rund um Grasberg.